Besser leben auf dem Digital-Gipfel
Der Digital-Gipfel am 3. und 4. Dezember in Nürnberg steht unter dem Motto „Den digitalen Wandel gemeinsam gestalten“. Sehr präsent ist alles was technologisch möglich und wirtschaftlich erfolgversprechend ist. Die menschlichen Bedürfnisse und die Lebensqualität der Menschen kommen im Programm des Gipfels kaum vor. Dies obwohl die Bundeskanzlerin in ihrem Podcast zum Gipfel sagt: „Die Digitalisierung soll dem Menschen dienen.“ Und obwohl es in der Ankündigung des Gipfels heißt „Der Nutzen für Mensch und Umwelt soll dabei in den Mittelpunkt gestellt werden.“
In diesem Beitrag ist daher die Lebensqualität der Menschen die Ausgangsbasis für weiterführende Fragen zur Digitalisierung, denen der nächste Digital-Gipfel nachgehen könnte. Basierend auf wichtigen Indikatoren für Lebensqualität, wie sie z.B. in der Regierungsstrategie „Gut leben in Deutschland“ oder im OECD „Index des besseren Lebens“ verwendet werden, hatte ich Anfang 2017 Prioritäten für ein besseres Leben in Deutschland identifiziert. Für sechs Themen stellt sich nun die Frage: Welchen Beitrag kann die Digitalisierung leisten, damit sich die Situation in diesen Bereichen dauerhaft verbessert?
- Fast 15% der erwachsenen Menschen in Deutschland konnten im Jahr 2010 nicht richtig lesen und schreiben – sie waren funktionale Analphabeten. Wie kann die Digitalisierung dabei helfen, diese Grundkompetenzen bei Jung und Alt zu stärken? Macht es z.B. Sinn, der App Irmgard mit Hilfe vieler Partner eine große Verbreitung zu geben? (dazu: Zukunftsbild Bildung aus #gutlebendigital)
- Die Menschen in Deutschland vertrauen einander deutlich weniger als die Menschen in Dänemark, den Niederlanden oder der Schweiz. Wie kann die Digitalisierung das Verständnis füreinander und das Vertrauen in die Mitmenschen stärken? Braucht es z.B. lokale Begegnungsplattformen, die von den Kommunen zur Verfügung gestellt werden? (dazu: Zukunftsbild Zusammenleben)
- Im Jahr 2014 waren bereits 16,4% der Deutschen fettleibig – Tendenz stetig steigend. Welchen Beitrag leistet die Digitalisierung für mehr Bewegung und vernünftigere Ernährung? Wie kann Gesundheitskompetenz breit gestärkt werden? (dazu: Zukunftsbild Gesundheit)
- Fast 7% der Deutschen waren 2017 trotz Vollzeiterwerbstätigkeit von Armut bedroht. In Finnland und Dänemark waren es weniger als 4%. Wie kann die Digitalisierung dabei helfen, diese Armutsquote in Deutschland zu senken? (dazu: Zukunftsbild Arbeit/Wirtschaft)
- Der CO2-Ausstoß der Menschen in Deutschland ist im europäischen Vergleich sehr hoch und hat sich in den letzten 20 Jahren kaum verringert – im Unterschied zu Dänemark, Schweden oder Großbritannien. Kann die Digitalisierung einen Beitrag zur längst überfälligen Verringerung leisten oder erhöht sie den Ressourcenverbrauch weiter? (dazu: Zukunftsbild Umwelt)
- Die Wahlbeteiligung ist bei der Bundestagswahl 2017 zwar auf 76,2 Prozent gestiegen, in Skandinavien liegt sie aber teilweise zehn Prozentpunkte höher. Wie kann die Digitalisierung dabei helfen, mehr Menschen zur Teilhabe an diesem demokratischen Prozess zu motivieren und speziell die „bildungsfernen“ Schichten anzusprechen? Wo sind im digitalen Raum die zukunftsweisenden Initiativen dafür? (dazu: Zukunftsbild Politik & Verwaltung)
Es gibt viele wegweisende Projekte und Initiativen für mehr Lebensqualität mit Hilfe der digitalen Technologien, von denen wir einige im Dialogprozess #gutlebendigital identifiziert haben. Diese Projekte und Initiativen verdienen mehr Aufmerksamkeit – vielleicht auf dem nächsten Digital-Gipfel.
Die vier
Kernaussagen
Vorbilder gelingender Digitalisierung
In wichtigen Indikatoren zu gelingender Digitalisierung liegen die skandinavischen Länder vorn. In Deutschland besteht erheblicher Handlungsbedarf.
Die OECD zu Lebensqualität und Digitalisierung
Die OECD befasst sich in einem neuen Bericht mit der Messung von Lebensqualität im digitalen Zeitalter – es gibt viele Parallelen und ein paar Unterschiede zu #gutlebendigital.